Die Wurzel der Unzufriedenheit

Die Tatsache der Unzufriedenheit 

 

Jeder hat Probleme und erlebt Unzufriedenheit. Das heißt, jeder hat Situationen in seinem Leben von denen er sich wünscht, sie wären anders. Besser. 

 

Die Ursache der Unzufriedenheit 

 

Bevor wir Menschen denken lernten, reagierten wir von Sekunde zu Sekunde spontan aus dem Moment heraus auf unsere sich andauernd verändernde Lebenssituation. 

 

Dann kam das Denken. Es begann mit der Fähigkeit des bewussten Tagträumens, so wie Kinder die alleine spielen, innere Welten erschaffen. Später wurden diesen Bildern Worte zugeordnet und plötzlich, derart in handliche Gedanken verpackt und geordnet, konnten wir im Kopf selbst abstrakte Wirklichkeiten simulieren. 

 

Durch das Denken können wir das gegenwärtige Erleben gleichzeitig mit vielen anderen Momenten vergleichen. Und wenn dieser Moment gerade unangenehm ist, so können wir uns bewusst an angenehme Momente erinnern. 

 

Genau da, mitten im unangenehmen Moment, stellen wir uns vor, wie es wäre, wenn dieser Moment ein anderer wäre. Wenn dieser Moment ein angenehmer wäre. Dieser Wunsch nach einem besseren Moment, ist gleichzeitig eine Abneigung gegen den gegenwärtigen Moment. 

 

Hier entsteht eine psychische Spannung, ein Stress zwischen dem Erleben der gegenwärtigen Realität und der erwünschten Wirklichkeit. 

 

Diese Spannung nennen wir Unzufriedenheit oder Leiden. Die leidvolle Situation Problem. Im Allgemeinen äußert sie sich einfach als Unzufriedenheit oder Langeweile. Sie kann aber beinahe ins unermessliche wachsen und über Angstzustände zu Depression, bis hin zum Selbstmord führen. 

 

Die Ursache für alle unsere Unzufriedenheit liegt also bloß im Gedanken, dass etwas anders sein soll, als es gerade ist. 

 

Der Weg die Unzufriedenheit zu beenden 

 

Unzufriedenheit, Probleme und Leiden entstehen also, wenn die erlebte Wirklichkeit mit dem Wunsch nach einer anderen Wirklichkeit zusammenfällt. Damit ist klar, dass wir um die Unzufriedenheit zu beenden mit Wünschen, Wollen und Hoffen aufhören müssen. 

 

Man könnte denken, dass dies ein Aufruf sei, sich fatalistisch seinen Problemen zu ergeben und passiv alles zu erdulden. Aber Probleme dürfen natürlich gelöst werden. Der Durstige soll und muss trinken. Wir können konkret über äußere Lösungen nachdenken. Wir dürfen bloß psychisch nicht versuchen, diesem Moment zu entfliehen. 

 

Wenn wir diesen Moment zumindest solange er da ist, voll akzeptieren, hört der Widerstand gegen ihn auf. Damit hört auch die leidvolle Spannung auf. Was bleibt, ist dieser reale Moment und auch wenn er sich gerade unangenehm anfühlt, ist es von der Natur eigentlich geplant, dass wir ihm begegnen, ihn integrieren und an ihm wachsen. 

 

Das mehr oder weniger subtile Vermeiden dieses Moments, bzw. das Suchen nach einem besseren, ist uns im Alltag derart zur Gewohnheit geworden, dass unser Verstand nicht mehr still steht. Er ist unaufhörlich in Bewegung, sucht, vergleicht, bewertet, kommentiert - und wiederholt dabei die selben alten Gedanken jeden Tag hundertmal. 

 

Diese Geschäftigkeit soll verhindern, dass wir diesen Moment wirklich erleben. Wir haben uns unbewusst, zerrissen und rastlos gemacht. Selbst bei schönen Momenten wüten die Gedanken, terrorisieren uns, machen uns Vorwürfe, treiben uns an. Innerer Frieden und Stille sind uns gänzlich unbekannt geworden. 

 

Dabei müssen wir bloß mit dem Wollen, dem Suchen aufhören um Stille zu finden. Einfach diesem Moment nackt begegnen. Ihn so annehmen wie er sich gerade zeigt. Mit ihm in Frieden sein. 

 

Wie macht man das? Überhaupt nicht. Denn das Nicht-Wollen darf ja nicht gewollt werden. Sonst würden wir wieder nach einem anderen Moment suchen und damit leiden schaffen. 

 

Unzufriedenheit und Leiden ist die aktive Handlung des Wollens, des Suchens. Damit muss unsere Übung eine passive sein. Wir können diesen Moment einfach bewusst wahrnehmen. Wir beobachten unser Wollen, unser Suchen, unser Leiden, unsere Fehler, ohne etwas ändern zu wollen. Wir beobachten bloß, passiv - aber bewusst. 

 

Diese passive Gegenwärtigkeit, dieses Bezeugen, ist schon das volle Akzeptieren dieses Augenblicks. Es ist das reine Nicht-Wollen. In diesem Bewusstsein lösen sich das Wollen, das Leiden und die Probleme langsam auf. Ganz von alleine. Einfach weil du dich weniger und weniger diesem unbewussten, automatischen Wollen auslieferst. 

 

Was bleibt ist tiefer Frieden und Stille mit diesem Moment. So wie er gerade ist.