Wie in einem Traum

Frage: Ich meditiere viel und habe auch immer wieder sehr klare Momente. Stille und Frieden und ich fühle mich der Einheit nahe. Aber dann gehe ich wieder in meinem Alltag verloren... Was kann ich tun? 

 

Sascha: Das bedeutet, dass du nach etwas suchst, was nicht immer da zu sein scheint - oder? 

 

Frage: Ja, mal ist es deutlicher, mal weniger. 

 

Sascha: Nun, der absolute Frieden, die absolute Einheit sind jetzt schon da. Es ist dein Sein. 

 

Frage: Das weiß ich. 

 

Sascha: Und trotzdem scheint dir etwas Bestimmtes zu fehlen. 

 

Frage: Ja, ich will dauerhaft erkennen, dass ich das Absolute bin. 

 

Sascha: Denn du erlebst dich als getrenntes menschliches Wesen, schutzlos dem Schmerz, Leid und Tod ausgeliefert. Und doch fühlst du, dass es da etwas Größeres, oder etwas Tieferes als dich gibt. Dein wahres Selbst. Ein Ort an dem Schmerz, Leid und Tod dich nicht mehr betreffen, weil du nicht mehr auf dein Menschsein begrenzt bist. Du willst das Absolute fühlen. Du willst die Einheit erleben. Du willst dein wahres Sein erleben. 

 

Frage: Ja. 

 

Sascha: Aber all das sind bloß Zustände, Erfahrungen... 

 

Frage: Nein, es ist kein Zustand. Ich habe die Einheit erlebt. 

 

Sascha: Aber du hast deinen Nicht-Zustand dann wieder verloren - oder? 

 

Frage: Ja, schon... 

 

Sascha: Da ist ein Grundmissverständnis. Und es hält sich hartnäckig. So mancher hatte tolle Erleuchtungserlebnisse, Satoris, Glimpses. Wahrheit, Frieden, keine Zeit, kein Raum, kein Zentrum, totale non-duale Einheit. Alles ist klar, alles ist offensichtlich. Das ist die große Erleuchtung, und selbst wenn Gott höchstpersönlich das Gegenteil behaupten würde - das ist ES. Und dann... löst es sich wieder auf. 

 

Frage: So war das auch bei mir. Aber ich habe es erlebt. 

 

Sascha: Es gibt Menschen, bei denen löst es sich nicht auf. Das ist aber sehr selten und die haben dann wohl einfach Glück gehabt (lacht). So, das ist zwar wirklich das, was wir Erleuchtung nennen. Aber! Es ist auch bloß ein Zustand in Zeit und Raum. Wenn auch ein negativer Zustand. 

 

Frage: Was! Und Buddha? Soll etwas Buddhas Erleuchtung bloß ein Zustand sein? Oder Ramanas?! 

 

Sascha: Ja und nein. Ich nenne es deshalb eben "negativen" Zustand, weil Zustände aufgehört haben. Oder durch Zustände hindurchgeblickt wurde. Als Buddha erwachte, war er fünfunddreißig Jahre alt. Ramana war sechzehn. Und genau wie du waren sie schon jede Sekunde vor ihrer Erleuchtung absolute Einheit, absoluter Frieden, absolutes Bewusstsein. Aber da wussten sie es noch nicht. 

 

Erleuchtung nennen wir Erleuchtung, weil die Dunkelheit des Nicht-Wissens darüber, was wir im Grunde sind, sich auflöst. Die Täuschung, welche uns im Tiefschlaf der Unwissenheit hält, ist ein Zustand, aus dem wir "Erwachen" können. Die Erleuchtung ist die Aufhebung dieses Zustandes. 

 

Und weil die Erleuchtung einen Anfang in der Zeit hat, nenne ich sie einen negativen Zustand. Im Grunde kann die Täuschung wieder zurückkommen und die Erleuchtung wieder aufheben. Und gerade bei Erleuchtungserlebnissen ist es fast immer so, dass das Nicht-Wissen zurückkehrt... 

 

Frage: Wieso bloß? Nie in meinem Leben war etwas wirklicher. Es war offensichtlich, dass ich das nie, nie vergessen könnte. 

 

Sascha: Ja, die Täuschung ist hartnäckig. In den allerseltensten Fällen zerbricht die Täuschung komplett, aber "wir" Normalsterblichen, müssen uns langsam durch die Täuschung durchgraben. 

 

Frage: Kann man das denn? 

 

Sascha: Auf jeden Fall! 

 

Frage: Aber ich habe gelesen, dass man das nicht tun könne, dass Erleuchtung Gnade sei. 

 

Sascha: Stimmt genauso, aber das können wir ein anderes Mal behandeln. Hattest du schon mal einen ganz wichtigen, spannenden, bewegenden Traum, bist aufgewacht, wollest ihn jemandem erzählen und plötzlich war alles, alles weg? 

 

Frage: Oh ja, viele Male (lacht). Ich wusste nur noch, dass der Traum super wichtig war, aber ich war total blank, alles vergessen. 

 

Sascha: Genau so funktioniert es mit den Erleuchtungserlebnissen. Deutlicher, offensichtlicher könnte es nicht sein und schwups ist alles vergessen und nur die Erinnerung bleibt. 

 

Die Ent-Täuschung. Das Durchschauen der Täuschung braucht meist Zeit. Oft viele Jahre. Es kann aber eben auch schnell gehen. Das scheint von Person und Situation abzuhängen. Selbst Buddha war sechs Jahre auf der aktiven Suche nach der Wahrheit. Und als er dann endlich ganz genau wusste, wie er die Wahrheit finden konnte, saß er nochmals 49 Tage in tiefer Meditation unter seinem Baum, bis er endlich aus aller Täuschung erwachte. Ramana erwachte in einem Augenblick. Glück gehabt! 

 

Das größte Hindernis an den vergänglichen Erleuchtungs-Erlebnissen und auch an den instabilen Erfolgen des Meditierens ist, dass wir versuchen Erleuchtung zu erlangen. 

 

Frage: Ja aber, darum geht es doch! 

 

Sascha: Nein, tut es nicht. Erleuchtung ist kein Ziel. Es ist das Loslassen aller Ziele. Erleuchtung ist das Loslassen der Erleuchtung. Solange du dir die Erleuchtung als etwas, eine Erkenntnis oder was auch immer in der Zukunft erhoffst, wirst du versagen. 

 

Erleuchtung ist dann, wenn der Zustand des Nicht-Wissens aufhört. Dann wird dein ewiges Sein offensichtlich. Damit ist Erleuchtung ein Zustand von Abwesenheit der Täuschung. 

 

Frage: Ich muss also die Täuschung, das Nicht-Wissen überwinden? 

 

Sascha: So könnte man sagen. 

 

Frage: Und was war nochmals die Täuschung? Ach ja, dass die Wahrheit nicht jetzt schon hier wäre - oder? 

 

Sascha: Nun genauer gesagt, betrifft das Nicht-Wissen die Unkenntnis deines wahren Seins. Die Täuschung betrifft den Glauben etwas anders als das reine Sein zu sein. Aber letztlich ist es ja dasselbe. Durchschaust du die Täuschung, vergeht das Nicht-Wissen darüber was du bist - und umgekehrt. 

Aber weil wir nicht genau wissen, wonach wir suchen, orientieren wir uns meist an unseren weltlichen Maßstäben. 

Wir suchen dann unbewusst nach einem positiven Zustand. Und das ist einer der hinterlistigsten Tricks der Täuschung. Sie gaukelt dir vor, dass du hart an ihr arbeitest und führt dich in die Irre (lacht). 

 

Frage: Und wie tut sie das? 

 

Sascha: Nun, speziell in Erleuchtungserlebnissen ist es ziemlich offensichtlich. Du erlebst zwar die letzte und höchste Wahrheit, bist das Absolute Sein - einfach durch die Abwesenheit der Täuschung. 

Aber gleichzeitig ist da auch dieser tolle Zustand: Abwesenheit von Dualität, keine Identität, alles Eins, absolute Gewissheit, Raum- und Zeitlosigkeit, Klarheit, übermächtige Freude, Frieden... 

 

Frage: Aber darum ging's doch?! 

 

Sascha: Nein. 

 

Frage: Nein?! (verwirrt) 

 

Sascha: Nein. Das sind Zustände, die kommen und gehen. Wenn dein Körper tot ist, bleibt davon nichts übrig. Selbst im Tiefschlaf ist nichts davon vorhanden. Was bedeutet dir denn schon Einheit und Frieden im Tiefschlaf?! Ich sag ja, die Täuschung ist hartnäckig (lacht). 

 

Frage: Jetzt wird's immer schlimmer... 

 

Sascha: Ja, es wird schlimm für den Verstand und seine Vorstellungen und Phantasien darüber, was die Realität sein sollte. Jetzt wird es gefährlich für die Täuschung. 

Alles, was kommt, muss auch gehen. Nur das, was immer schon war, ist die letzte Realität. Wenn also all diese tollen Zustände einen Anfang haben, müssen sie auch ein Ende haben... Sind diese Zustände von Einheit und Glückseligkeit denn jetzt da? 

 

Frage: Nein... 

 

Sascha: Na also, dann brauchst du sie auch nicht! Nur was immer da ist, ist echt. Alles, was vergänglich ist, ist bloß eine vorübergehende Wirklichkeit. Wurde in Zeit geboren und wird sterben. Sag mir also, was ist immer hier? 

 

Frage: Ich, mein Körper... 

 

Sascha: Sind die immer da? 

 

Frage: Ja. 

 

Sascha: Sind sie auch schon vor deiner Geburt da, in deinem Tiefschlaf und nach deinem Tod? 

 

Frage: Na ja, wenn ich schlafe, existiere ich immer noch. 

 

Sascha: Ist das wirklich deine Erfahrung im Tiefschlaf, dass du existierst? Erlebst du dein Sein im Schlaf jede Sekunde? Oder ist das bloß eine Annahme? 

 

Frage: äh... dann wohl eine Annahme. 

 

Sascha: Wir suchen aber die letzte Wahrheit. Das Ewige - nicht das Vergängliche. Und? Was ist immer hier? Was ist immer unveränderlich? Jetzt? 

 

Frage: ...Nichts? 

 

Sascha: Schau genau! 

 

Frage: Ich bin nicht sicher... alles hier ist vergänglich. Also bleibt einfach Nichts. Aber das kann nicht sein, denn ich bin da. 

 

Sascha: Ja, du bist da. Aber Vorsicht Täuschung! Bist du wirklich, was du zu sein glaubst? Du bist nichts, was du wahrnehmen kannst. Du bist das, was wahrnimmt. Alles, was du wahrnimmst sind Dinge, Zustände, Bilder. 

Du bist reine Wahrnehmung. Das Nichts, welches wahrnimmt... Und nur dieses Nichts ist ewig und verlässlich. Die Abwesenheit aller Erscheinungen. Alles andere. Alles! Sind Zustände, die einen Anfang in der Zeit haben und ein Ende. 

 

Frage: Aber ich dachte... ich dachte, dass die Wahrheit... 

 

Sascha: Irgendwo dachtest du, dass es etwas sei. 

 

Frage: Aber Nichts! Das kann doch nicht sein! Totale Leere? Nichts und niemand? Das ist ja grauenhaft! 

 

Sascha: Für dich schon (lacht). Aber nicht für das Nichts... Mach dir keine Sorgen. Das Nichts ist auch Alles. Nichts ist ja bloß ein Begriff. Es ist das reine unmanifestierte Gewahrsein. Die lebendige und einzige Quelle von allem. 

Alles was existiert, also die Gesamtheit aller Erscheinungen, aller Zustände, ist die manifestierte Seite dieses Nichts. 

 

Es ist wie mit dem Licht. Reines Licht ist unsichtbar. Aber wenn es bricht, erscheint Licht farbig. Und plötzlich sind da Rot und Gelb und Grün. Und daraus entstehen alle möglichen Mischfarben und Formen. Das unsichtbare Licht des reinen Absoluten, bricht sich und ein ganzes Universum erscheint. Sonnen, Planeten, Menschen, Pflanzen. Alles bloß ein farbiges Lichterspiel. 

 

Nachts, wenn du träumst, woraus bestehen all die Dinge, die du im Traum siehst, hörst, fühlst? Sie existieren nicht als Materie. Sie sind bloß unser Bewusstsein. Alle geträumten Formen haben keine Substanz, kein eigenes Wesen, kein Selbst. Sie sind bloß Bilder, welche aus Bewusstsein bestehen. 

 

Du siehst also, alle Szenen auf der Kinoleinwand bestehen aus Farben. Es gibt keine echten Menschen auf der Leinwand. Nur verschiedene Farbflecken, welche so geordnet sind, dass sie für unseren Verstand Form und Bedeutung bekommen. Und das Ergebnis nennen wir "Cowboy" oder "Indianer"... 

So, jetzt die Frage: Woraus bestehen die Farben? 

 

Frage: Aus Licht? 

 

Sascha: Und woraus sonst noch? 

 

Frage: Nichts... äh, nur aus Licht. 

 

Sascha: Genau. Damit besteht die farbige Vielfalt auf der Leinwand aus dem einen ungeteilten Licht. Und die endlosen nächtlichen Träume bestehen aus dem einen ungeteilten Bewusstsein. 

Anhand dieser Beispiele kann dein Verstand ahnen, dass es möglich ist, dass "ein" unsichtbares "Nichts" gleichzeitig auch "Alles" sein kann. 

 

Frage: Ich ahne... 

 

Sascha: Zurück zur Täuschung. Nichts ist also Alles. Das Nichts kann auch ohne das Alles sein. Aber das Alles nicht ohne das Nichts. Klar? 

 

Frage: äh... ja. So wie Farben Licht brauchen, aber Licht keine Farben? 

 

Sascha: Exakt. Und wie der Traum keine Traumbilder braucht, aber die Traumbilder den Traum als Quelle brauchen. 

Und jetzt bringen wir dieses ganze Gedankengebäude ins Erleben. Alles was wir bis jetzt gemacht haben, war reden und denken. Alles bloß Schall und Rauch. Eigentlich das Handwerkszeug der Täuschung. Aber gerade weil unser Verstand unser ärgster Täuscher ist, müssen wir ihn schachmatt setzten. Darum all das Gedenke. Wir müssen den Verstand in die Ecke drängen, sonst wird er uns gleich wieder in den Rücken fallen. Der Verstand muss es zutiefst verstehen, dann gibt er auf und wird still. 

 

Dein wahres Sein ist das Absolute. Das, was du als bewusstes Nichts erkannt hast. Aber alles andere, alle Erscheinungen sind auch dieses Absolute - aber eben in Ton und Farbe. Klar? 

 

Frage: Klar. 

 

Sascha: Gut. Die Täuschung liegt darin, dass das Absolute, das Gewahrsein, glaubt dieser Mensch zu sein. Das Licht erscheint als Farbe und vergisst Licht zu sein und glaubt jetzt nur noch Farbe zu sein. Wie wenn Farbe etwas anderes als Licht wäre. Das Licht glaubt, auf die Farbe geschränkt und reduziert zu sein. 

Das Bewusstsein wird im Traum zu einem Traummenschen und glaubt dieser Traummensch zu sein. Das Bewusstsein kämpft, als ein körperliches Ich verkleidet, gegen Drachen und rettet Prinzessinnen und sucht nach seinem wahren Selbst. Wo? Wo?! 

Verstehst du jetzt, was du bist, wenn du nachts durch deine Traumwelt gehst? 

 

Frage: Ja, ich scheine zwar mich selbst zu sein, mit meinem Körper und allem, aber ich bin bloß eine Phantasie. Ein Traum. Ich liege ja im Bett und schlafe. Der Körper, welcher ich im Traum habe, ist aus Bewusstsein geschaffen. 

 

Sascha: Und so auch dein Ich-Gefühl. Weil du dein Ich fühlen kannst, ist es ein Ding. Und im Traum bestehen alle Dinge aus Bewusstsein. Alles, der ganze Traum besteht aus Bewusstsein. Sonst nichts. Und selbst wenn du ein ganzes Universum träumst, so nimmt es dennoch keinen Raum ein. Bewusstsein braucht keinen Raum und es ist immer ungeteilt. 

Nun stell dir vor, dass jemand im Traum zu dir kommt und dich fragt, wie er sein wahres Selbst finden kann. Wie er die Wahrheit, das Absolute finden kann. Was würdest du ihm sagen? 

 

Frage: Nun ja (lacht). Es ist ein Traum. Und alles besteht aus Traum. Aus Bewusstsein. Also ist der andere auch bloß eine Traumfigur, aus Bewusstsein geschaffen... so wie ich... wow! Ich würde ihm wohl sagen, dass er das gleiche ist wie ich... 

 

Sascha: Nicht das gleiche, dasselbe! 

 

Frage: Ja, dasselbe Bewusstsein. Er und ich, wir sind dasselbe Bewusstsein, das sich nur als zwei verschiedene Menschen tarnt. Wow!!! 

 

Sascha: Und wenn du ihm all das erklärst, wenn du ihm sagst, dass er kein Mensch sei, sondern zusammen mit der Welt, die ihn umgibt, reines ungeteiltes Bewusstsein, was würde er wohl sagen?

 

Frage: Oh! Er würde es wohl nicht verstehen. 

 

Sascha: Wohl kaum. Aber er würde fleißig meditieren, um die Wahrheit zu erkennen. Und was bedeutet das? 

 

Frage: ...hm, Bewusstsein als Mensch verkleidet, meditiert um... sich selbst als Bewusstsein zu erkennen. 

 

Sascha: So ist es. Und dann kommen die tollen Zustände, der Frieden, die Klarheit, die Gedanken werden weniger, Fortschritte auf dem Weg, Erleuchtungserlebnisse, vergessen, erinnern... Aber Frieden, Klarheit, Gedankenabwesenheit, Glücksgefühle und so weiter - was sind das alles? 

 

Frage: Einfach bloß Zustände. 

 

Sascha: Genau. Bewusstsein spielt Mensch und erschafft spannende Zustände auf der Suche nach sich selbst. Alles Selbst-Täuschungen. Du bist schon immer Bewusstsein, aber alles was du siehst sind Zustände. Und suchst verzweifelt in den Zuständen nach dem, was du schon immer gewesen bist (lacht). 

 

Wenn du wirklich verstanden hast, dass jeder Zustand vergänglich ist, dass jeder einen Anfang und ein Ende in der Zeit hat, dann erst beginnt erkennen. Denn erst dann, hörst du auf, draußen zu suchen. Du musst dann gezwungenermaßen aufhören, einfach weil dir bewusst wird, dass jeder Zustand, ob toll oder schmerzhaft, nichts mit deiner wahren Realität zu tun hat. 

 

Kein Zustand kann dir Befreiung bringen. Dann erkennst du, dass du im Grunde immer nur versucht hast unangenehmen Zuständen zu entfliehen und angenehme, friedvolle, klare Zustände zu bekommen. Das ist schön für den Menschen aber es hilft nicht, um dein wahres Sein zu finden. Nie! Nicht solange du dich Selbst immer noch im Bereich der Zustände suchst. 

 

Diese Zustände sind zwar der manifestierte Aspekt des reinen Absoluten, aber aufgrund der Täuschung siehst du eben nur(!) noch die Zustände. Erst wenn du erkennst, dass alle Zustände nur vergängliche Manifestation von dir sind, kannst du dein ursprüngliches ewiges Sein erkennen. Und dann letztlich auch in den vergänglichen Zuständen erkennen. Denn alles ist das ewig ungeteilte Eine. 

Hör also auf die Freiheit, das Absolute, dein wahres Selbst zu suchen. Du wirst es nie finden. Unmöglich! Gerade dein Suchen verhindert das Finden. Wenn du aber alles Suchen loslässt, bis du schon gefunden. 

 

Frage: Dann bin ich reines Bewusstsein. 

 

Sascha: Ja, aber nicht zu verwechseln mit dem normalen Bewusstsein. 

 

Frage: Was ist der Unterschied? 

 

Sascha: Bist du jetzt bewusst, dass du bewusst bist? 

 

Frage: Ja. 

 

Sascha: Bist du im Tiefschlaf bewusst? 

 

Frage: Nein. 

 

Sascha: Damit ist also selbst das normale menschliche Tagesbewusstsein ein vergängliches Objekt. Und ohne dieses Bewusstsein hört deine ganze Welt auf zu existieren. Denn dein vergängliches Bewusstsein ist die Grundlage all dessen was für dich existiert. 

 

Es ist ein weiteres Schattenbild im Absoluten. Es kommt und geht. Es war vor deiner Geburt nicht da. Aber das wahre Bewusstsein ist das Gewahrsein, das Absolute. Das bist du. Das lebendige Nichts, das unmanifestierte Absolute. Du bist die Quelle von allem. Jetzt! In diesem Moment. Du und ich und das Universum sind dasselbe. Keine Trennung, kein Raum dazwischen. Alles ist Eins. Ohne Dimension. Jetzt und in Ewigkeit. 

 

Frage: Wow! 

 

Sascha: Kommen wir also zu deiner Ausgangsfrage mit dem Meditieren zurück. Meditation, was auch immer wir darunter verstehen wollen, macht nur dann Sinn, wenn sie die Täuschung Ent-Täuscht. Das ist die einzig mögliche Meditation, die etwas mit dem Absoluten zu tun haben kann. Alles andere ist für den Bereich des Weltlichen und damit auch absolut legitim und richtig. Der Mensch darf und muss an seinem Menschsein arbeiten und ein besseres Leben leben. Er soll ja auch essen und trinken. Der Mensch ist ja das Absolute in Manifestation und soll sein Menschsein in vollen Zügen ausleben. Kein Grund den Menschen loswerden zu wollen. Im Gegenteil, wir sollen endlich ganz Mensch werden. 

 

Alle Täuschung ist und kommt aus dem Manifesten. Das reine Absolute ist immer unbefleckt. Deshalb kann die Täuschung auch nur als Manifestation erscheinen und auch nur in der Manifestation vergehen. Das bedeutet aber auch, dass an der Täuschung gearbeitet werden kann. Ich sage nicht, dass "du" daran arbeiten kannst, denn du bist ja auch bloß ein Schattenbild, ein substanzloser Ausdruck des Absoluten. Alles was "du" tust, tut eigentlich das Absolute durch und als dich. Wenn die Arbeit dann geschieht, dann ist auch sie bloß Erscheinung, so wie du. 

 

Frage: Und wie genau soll ich die Täuschung auflösen? 

 

Sascha: Punkt eins ist, dass das Absolute immer nur jetzt sein kann. Damit kannst du auch die Täuschung immer nur jetzt überwinden. Das heißt, dass die Täuschung nicht einfach irgendwann weg sein wird, sondern dass sie höchstens dein Menschenleben lang von Moment zu Moment durchschaut werden wird. Sie bleibt nicht aufgelöst, sie wird unaufhörlich durchschaut - von niemandem. Je länger oder je tiefer du schaust, desto einfacher wird es aber werden. Die Kraft der Täuschung schwindet. 

 

Es gibt viele verschiedene Zugänge und verschiedene Menschen brauchen auch verschiedene Techniken. Manche stolpern einfach so drüber. Andere tun, was ihnen gesagt wurde und haben damit Erfolg. In jedem Fall findet Ent-Täuschung statt. 

 

Alles, was hier gesprochen wurde, dient der Ent-Täuschung des Verstandes. Danach folgt jetzt die Ent-Täuschung im Erleben. Ramana hat die Suchenden angewiesen, sich selbst, ihren Ich-Gedanken, ihr Ich-Gefühl zu beobachten. Er wusste ganz genau, dass alles was die Suchenden sehen, bloß Dinge, Objekte sind. Objekte, mit denen das Bewusstsein identifiziert ist. Er sah also auch keine Menschen. Er sah immer nur das Bewusstsein. Bewusstsein, welches sich als Mensch, als Suchender offenbarte. 

 

So sprach er nie den Menschen an, sondern sprach immer zu dem reinen, als Sucher verkleideten Bewusstsein, es solle diese Täuschung darüber, wer es wirklich sei, dieses Ding, dieses Gefühl, diesen Gedanken von "ich", von "mein" beobachten. Er soll schauen, was hinter dem Ich-Gefühl, hinter der Täuschung liegt. Soll seine wahre Quelle suchen. 

 

So wie du gesehen hast, dass "du" im Grunde nicht dein Körper, nicht deine Gefühle und Gedanken bist, bist du aber das Wahrnehmen von all dem. Du bist die Quelle, das absolute Gewahrsein. Ohne dieses ewig unmanifestierte Gewahrsein könnte überhaupt nichts sein. Und solange "du" dich selbst beobachtest. Solange "du" all das beobachtest, was du für dich selbst hältst, deinen Körper, dein Ich-Gefühl, dein Bewusstsein - was auch immer dein Ich-Zentrum für dich ist, solange du hinschaust, ist es offensichtlich, dass das reine Gewahrsein, das unmanifestierte Absolute die Welt des Manifestierten anschaut. 

 

Frage: Ich soll mich selbst beobachten. Aber wie kann ich das als reines Gewahrsein tun? 

 

Sascha: Bist du ja ohnehin. Du weißt es bloß nicht. Oder tust wenigstens so. Du manifestierst dich selbst als Nicht-Wissen. Deshalb brauchst du dich nicht darum kümmern, als was du beobachtest. Letztlich ist es ja doch immer das reine Bewusstsein welches beobachtet (lacht). 

 

Und letztlich ist es dem Absoluten total egal, ob Nicht-Wissen erscheint oder nicht. Das ewige absolute Gewahrsein muss nicht erleuchtet werden, weil es nie nicht-erleuchtet war! Wie gesagt, Erleuchtung ist bloß das Aufhören des Zustandes des Nicht-Wissens, der Täuschung. Aber wer ist getäuscht? Niemand! Täuschung erscheint einfach inmitten des ewig Ungetäuschten. (lacht) 

 

Wenn in dir der Wunsch nach Ent-Täuschung erscheint, dann beobachte einfach als Mensch dein Menschsein. Du kannst es nicht falsch machen. Du weißt, dass du kein Baum bist und kein Stein. Aber du hast ein Gefühl dafür, dass du bist - das reicht. Das ist das Zentrum der Täuschung, dass du etwas anderes seiest, als das reine Gewahrsein. Also beobachte dich selbst. Dein Identitäts-Zentrum. 

Im Moment glaubst du, du selbst zu sein. In dem Moment, wo dir klar wird, dass du dich selbst anschauen kannst, wird dir auch bewusst, dass es eine Distanz zwischen dir als Beobachter und dir als Beobachteten gibt. 

 

In dieser Distanz liegt alle Freiheit, alle Erleuchtung. Halte dieses Schauen, halte diese Trennung, und wie diese Erleuchtung sich vertieft, mag das Gefühl der Trennung sich sogar auflösen und Zustände der Einheit erscheinen. Je länger du das tust, desto offensichtlicher wird, was du wirklich bist. Einfach dadurch, dass durchschaut wird, was du nicht bist. Irgendwann bleibt niemand mehr, diese Übung zu tun, denn wenn die Täuschung weg ist, ist auch der Übende weg. Aber das ist nicht so wichtig. Das ist überhaupt das klarste Symptom für Freiheit - dass es einfach nicht mehr so wichtig ist, welche Zustände da sind... 

 

Und wie gesagt. Du warst schon immer, was du bist. Schon immer. Alles, was jetzt noch passieren kann, sind negative Zustände der Erleuchtung und positive Zustände der Täuschung. 

 

Frage: Ich beobachte, was ich für mich selbst halte, bis sich die Freiheit zeigt. 

 

Sascha: Wenn du genau hinschaust, kannst du die Freiheit in jeder Sekunde sehen. Immer, in jedem Moment deines Tages. Egal wie kompliziert die äußeren Umstände sein mögen. Da du immer da bist, kannst du dich auch immer erkennen. Du bist ja nicht getäuscht, sondern Täuschung ist bloß ein Objekt deiner Wahrnehmung. Also schau die Täuschung an und du erkennst sofort, dass du schon immer frei warst. 

 

Such das innerste Zentrum von dir selbst. Sag: "Ich" und schau, wen du meinst. Such die Quelle deines Willens, deines Bewusstseins. Finde dein Ich-Gefühl und dann beobachte es wie von außen. Oder geh ganz hinein. Aber halte das Gefühl total bewusst. Für eine Sekunde. 

 

Frage: Ich... (pause) Ja. Ich, nein Etwas, das Nichts schaut aus dem Nichts und ich sehe mich... 

 

Sascha: Ja, darin bist du für eine Sekunde erleuchtet. Für eine Sekunde hast du die Täuschung gelüftet. 

 

Frage: Aber es ist nicht deutlich. 

 

Sascha: Macht nichts. Wichtig ist, dass du verstehst, mit dem Kopf verstehst, dass du dein wahres Selbst nie finden kannst. 

 

Frage: Ja aber! Jetzt hast du mir doch gerade gezeigt, wie ich es eben doch finden kann!!! (frustriert) Und jetzt kann ich es doch nicht finden?! 

 

Sascha: Nein. Die Täuschung ist hartnäckig und hinterlistig. Du selbst bist das Absolute. Du kannst dich nicht finden. Unmöglich. Alles, was du findest, sind Zustände. Aber du bist es ja schon - seit immer. Deine Verwirrung kommt aus dem Kopf. Alles nur alte Vorstellungen, wie es sich anfühlen sollte, wie es zu sein hat. 

 

Tu diese negative Übung der Ent-Täuschung und du wirst erleben, dass der Sucher schon immer das Gesuchte war. Finden wirst du, dass du nicht gefunden werden kannst und musst. Darin liegt das Licht der Erleuchtung. Aus der Täuschung erwachen, dass du je etwas anderes warst, als du selbst - unmanifestiert oder manifestiert. Die Täuschung, dass da je eine Trennung existiert hätte. Das ist dein Finden, das Ent-Finden. 

 

Frage: Ich suche also nach mir, nur um zu entdecken, dass es nie einen Grund gab, nach mir zu suchen, weil ich nie verloren war? 

 

Sascha: Exakt. Perfekt. Das ist der ganze Witz. Und nichts führt um diese Enttäuschung herum. Das ist die scheinbare Evolution der Erleuchtung, die das Absolute in Form von Menschen macht. Gratulation! 

Gib alles Suchen auf, denn du bist schon hier! Wenn du suchst, bist du verloren. Sieh einfach, dass du selbst der Sucher bist, und schon hört das Suchen auf. Probleme gib es nur, wenn du sie produzierst. Das ist alles, was du für die Erleuchtung wissen musst. (lacht) 

 

Frage: Puhhh... ich bin kaputt!