Getrenntheit, Dualismus, Einheit & Nondualismus - wie gehört das alles zusammen?

Ich hatte mich gefragt was eigentlich der Grund dafür ist, dass wir Dinge wahrnehmen, die "alle" wahrnehmen und Dinge die nur "ich" wahrnehmen kann.

Kannst du bitte nochmal genau erklären, warum letztere Unterscheidung keinen Sinn macht bzw. falsch sein soll?

 

Sonst habe ich den Eindruck, dass man unter Begriff "Einheit" die Verbindung sämtlicher "Bewusstseinskompartimente" hinter jedem Menschen, Tier, Baum, etc. versteht, welche alle derselben Quelle (bzw. demselben Bewusstsein) entspringen. Das würde übrigens auch der “allgemein aufgefassten These" entsprechen, dass jeder Mensch ein Bewusstsein hat. 

 

Bei deinen Erklärungen hingegen beschreibst du Eins-Sein, eher als den Zusammenbruch zwischen der Subjekt-Objekt Trennung. Also alles was geschieht findet auf einer Ebene statt, wie im Traum eben und die Unterscheidung zwischen Dingen ist rein konzeptuell.

 

 

Der normale Mensch erlebt sich als ein Jemand der einen Körper hat und diesen willentlich steuern kann. Er betrachtet seine Umwelt und sieht, wie andere Körper sich aus sich selbst heraus bewegen. Er unterscheidet: Ich kann meinen Körper steuern - aber auf die anderen Körper habe ich keinen direkten Einfluss. 

 

Es ist also ähnlich wie auf der Straße. Ich sitze in meinem Auto und kann nur mein eigenes Auto direkt steuern. Aber die anderen Autos kann ich nicht direkt (von innen heraus) steuern. Ich kann sie höchstens sekundär, also vermittels meines eigenen Autos beeinflussen. Ich kann hupen, blinken, auffahren, abbremsen und im Extrem das andere Auto physisch von der Straße drängen.

 

Neurowissenschaftlich gesehen, hat jedes Lebewesen eine kognitive Kapazität. Ein Stein lebt nicht und muss deshalb auch nicht wahrnehmen können. Ein Lebewesen jedoch hat Sinne welche ihm Daten über seine Umwelt liefern. Diese Daten braucht das Lebewesen - um Leben zu können. Für sich und für den Erhalt seiner Art.

 

Ob Geißeltierchen oder Mensch - biologisch gesehen dient unsere Wahrnehmung um Nahrung zu finden (und je nach Komplexität um Gefahren auszuweichen, Fortpflanzungspartner zu finden usw.).

 

Aus Sicht der Wissenschaft sind also alle Lebewesen eine Art Bio-Roboter die sich mit ihren kleinen Kameras (Auge) oder Mikrofonen (Ohren) usw. durch eine externe Welt kämpfen.

 

So gesehen ist es durchaus richtig, dass du nicht sehen kannst, was ich sehe. Und umgekehrt. Weil jeder von uns seine eigene Kamera ist. Natürlich können wir gemeinsam einen Baum betrachten und uns dann über unsere Lautsprecher (Mund) darauf einigen, dass wir beide einen Baum sehen. So gesehen hat jeder Mensch seinen eigenen Körper, sein eigenes Gehirn, seinen eigenen Verstand und sein eigenes Bewusstsein. Völlig getrennt von allem anderen.

 

Einheit als spirituelles Konzept kennt verschiedene Beschreibungen. 

 

Höhere Ebene

Die Welt ist real, aber das individuelle Bewusstsein ist auf tieferer Ebene ein Einziges, so wie die einzelnen Finger Teil einer gemeinsamen Hand sind. Die Frage hier ist dann aber: Wo liegt diese gemeinsame Ebene? Wie ist sie zu erreichen? Wer oder was könnte oder müsste sie überhaupt erreichen?

 

Alles verbunden

Dann gibt es noch die vedisch-buddhistische Variante: Alles existiert in gegenseitiger Abhängigkeit. Jedes Atom ist nur deshalb an seinem Platz, weil alle anderen Atome an ihrem Platz sind. Auf diese Weise ist jeder Punkt im Universum mit jedem anderen Punkt verbunden. Alles ist Eins weil es nur gemeinsam existiert.

 

Alles ein nonduales Absolutes 

Oder - es gibt nur etwas Absolutes und das Bewusstsein und die ganze Welt erscheint in dem und als das, ähnlich wie im Traum. Dann ist die Frage, was mein eigenes Bewusstsein ist und ob die Anderen auch ein Bewusstsein haben oder ob die ganze Welt nur mein ganz privater Traum ist. Wenn die anderen jedoch auch eine gewisse Realität haben (also auch ein eigenes Bewusstsein haben) - wie erscheint dann diese Unterscheidung in diesem einzigen Traum?

 

Wie es in Realität ist und funktioniert können wir Menschen nicht verstehen. Ich persönlich favorisiere die letzte These, welche auch dem Advaita Vedanta entspricht. Es gibt also nur ein Absolutes welches weder als Punkt noch als Ausdehnung verstanden werden darf. Es liegt jenseits von Zeit und Raum und ist Zeit und Raum. Es hat nichts mit Einheit zu tun, welches ja nur der Gegenpart von Getrenntheit oder Vielheit ist.

 

Wir nennen es Non-Dual weil das eine negative Beschreibung für etwas unausprechliches ist. Weder Eins noch Getrennt. Unsere Welt und unsere individuelle Getrenntheit als Materie und als Bewusstsein erscheint in DEM. 

In deinem nächtlichen Traum erlebst du einen Traum-Körper, Traum-Gegenstände, hast Traum-Wahrnehmung, ein Traum-Bewusstsein und ein Traum-Ich-Gefühl. In deinem persönlichen Traum erschaffst du also deine eigene Welt. 

 

Warum sollte nicht auch unser Universum mit unserer Welt, all den Dingen und allen individuell bewussten Lebewesen der Traum eines absoluten Träumers sein? Das Absolute welches selbst der Traum ist. Absolut gesehen außerhalb der Zeit und relativ gesehen als Zeit.

 

Wenn du als Mensch dir gerade jetzt all deiner Bewusstseinsinhalte bewusst wirst. Also alles, alles, alles, was du gerade jetzt wahrnimmst. Inklusive deines Erlebens von Bewusstheit. Also wirklich 100% aller Wahrnehmung…

Worin erscheint dann das alles?

 

Was ist dieser Nicht-Raum der jenseits deiner Erfahrung liegt und doch ist?

Dieser Nicht-Raum, der das wahre Fundament deines Seins ist.

Dieser Nicht-Raum, der DU im innersten und letzten so direkt und unmittelbar BIST...

 

Das bedeutet Selbst-Erforschung. Wir identifizieren alles, was wir nicht sind und finden am Ende zu einer mystischen Nicht-Erfahrung von einer absoluten Einheit welche wir non-dual nennen müssen. Alles ist Eins weil alles in Realität seine Realität außerhalb von Zeit und Raum hat - und gleichzeitig Zeit und Raum darstellt. 

 

Darin ist die Welt wirklich und Schein zugleich. Und auch jeder Mensch ist wirklich und Illusion zugleich. Und jeder Mensch hat wirklich sein eigenes, getrenntes, privates Bewusstsein und gleichzeitig ist auch das eine Illusion. Und am Ende ist die Realität für uns Menschen eben unmöglich zu erfassen. Verstehen liegt innerhalb der Zeit und das Absolute liegt jenseits der Zeit.

 

Aus dieser Perspektive können alle der oben erwähnten Einheiten gleichzeitig wirklich sein. Es kann auch sein, dass es unendliche Paralleluniversen gibt. Höhere Welten und Ebenen. Irgendwo aufgestiegene Meister rumrennen und uralte Seelen durch Medien sprechen. 

 

Aus meiner Perspektive ist es ein Traum. Ein Spielplatz. Mir ist es ziemlich egal, was dieser Traum alles zeigt - ich genieße meinen Traum und weiß, dass er relativ ist. Selbst-Erforschung bedeutet alle möglichen relativen Ebenen direkt zu durchstoßen und die grundlegende Realität zu erkennen. 

 

Wer so frei ist, kann alle Spiele dieses Traumes mitspielen. Wer so frei ist, geht nicht mehr verloren in Konzepten oder Vorstellungen darüber wie die Welt zu sein hat. Wie Erleuchtung zu sein hat. Wie Entwicklung zu sein hat. Wie Gott zu sein hat. Alles ist gleichwertig Illusion und darin gleichwertig Wirklichkeit. 

 

Ich bin DAS. Ich bin DAS. Ich bin DAS.