Die existentielle Trennung gibt es aber nicht...

Es ist nicht möglich eine subjektive Erfahrung zu vermitteln. Ich könnte dir tausend Jahre vom Geschmack einer dir unbekannten Frucht erzählen, trotzdem wäre es dir nicht möglich aufgrund meiner Worte eine direkte Erfahrung zu haben.

 

Das einzige was ich tun kann, ist dir meinen Weg zum Obststand zu beschreiben an welchem es diese spezielle Frucht gibt. Ich sag: Komm aus diesem Loch raus, dreh dich genau nach Süden, geh die Straße runter, dann die 2. Links, dann die 1. Rechts und da direkt unter der Laterne – an diesem Stand gibt’s diese Frucht. Beiß einfach in alles rein was du da findest.

 

Aber natürlich werden einige nicht wissen, wie man aus dem Loch rauskommt. Andere werden nicht wissen, wo Süden ist. Weitere was Links und Rechts bedeutet usw. Jede Anleitung ist letztlich wieder nur der Versuch eine schon gemachte Erfahrung, ein schon gelerntes Wissen an jemanden weiter zu geben, der diese Erfahrung noch nicht gemacht hat.

 

Und daher ist es wichtig und notwendig, eine Erklärung immer wieder neu zu beleuchten, immer wieder neue Worte zu finden und mit der Zeit wird zumindest klarer, was der falsche Weg ist. Und damit bleibt immer weniger was noch zu tun bliebe. Und die Chance ES zu erkennen steigt.

 

Daher Frage! Frage immer wieder nach. Überlege genau, was du dabei noch nicht verstehst. Und ich werde versuchen Worte zu finden die dich deinem Ziel näher bringen. Keine Frage ist unbedeutend solange sie dich quält.

 

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Diesen Bericht habe ich von einem Leser erhalten:

 

Da ist immer noch die Wahrnehmung von Jemand. Du sprichst in Deinen Texten immer wieder von einem DU, das wahrnimmt. Ist das der sprachliche Rahmen, in dem wir uns bewegen müssen? Denn wer ist mit dem DU gemeint. Das ist doch kein DU mehr!??

 

Oh ja, es ist der sprachliche Rahmen.

 

Das DU… Immer wenn ich ein Wort Groß schreibe – wie DU, ICH, ES, DAS usw. so ist damit die erleuchtete Sicht gemeint.

 

Hier geht es um das Erwachen aus einer Illusion. Und es gibt ein nicht-erwachtes Verstehen und ein erwachtes Verstehen. Diesen Unterschied versuche ich mit der Großschreibung zu verdeutlichen. Aber natürlich kann ich nicht durchgängig so schreiben. Ich nutze es nur manchmal um ganz klar den Unterschied herauszuheben.

 

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Die Welt, du, alles - ist einfach was es ist. Dein Verstand aber verdreht dieses So-Sein und erschafft für dich eine Wirklichkeit die so nicht existiert.

 

Das Foto von einem Glas Wasser ist eben nur das. Ein Foto. Ein Bild. Ein Abbild von etwas. Die Nicht-Erleuchtung funktioniert so, als würdest du mit jeder Faser erleben, dass das Bild von dem Glas Wasser echtes, trinkbares Wasser wäre.

 

Du wirst geboren, wächst auf und so, wie du die Welt erkennst, wird sie auch sein. Du glaubst, ein Ich zu sein welches von der Welt verschieden ist. Getrennt. Aber mit der Zeit merkst du, dass hier was nicht stimmt. Und entweder du verdrängst das Problem oder du wirst zu einem „spirituell“ Suchenden.

 

Deine Augen sehen die Welt zwar so wie sie wirklich ist, aber dein Verstand interpretiert das, was er erkennt, falsch. Die Welt ist also einfach immer nur das, was sie ist. Die Realität. Das So-Sein. Und dabei ist es egal, wie die Welt geordnet ist, oder ob das Universum sogar zu existieren aufgehört hat.

 

Das was ist, ist immer einfach das was gerade ist. Punkt. Der Nicht-Erwachte Verstand aber verdreht alles. Und der Erwachte Verstand erkennt die Dinge so wie sie wirklich sind. Das ist alles, was an der Erleuchtung dran ist.

 

Mystische Zustände oder spirituelle Kräfte – wenn so was auftreten sollte – so ist auch das einfach nur das So-Sein des Universums. Es gibt so viele Zustände die der Mensch erlangen kann. Hier geht es aber nicht darum, wie die Welt funktioniert und was wir erlangen können. Es geht nur darum, die Nicht-Erleuchtung zu überwinden.

 

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Zurück zu dem Bericht von oben.

 

Da ist immer noch die Wahrnehmung von Jemand.

 

Wie gesagt, geht es nicht um die Welt. Die Welt ist wie sie ist. Wenn da also die Wahrnehmung von einem „Ich“ ist, so ist das an sich kein Problem. Das ist nur das Abbild eines Glas Wassers auf einem Foto. Das So-Sein der Welt. Die Nicht-Erleuchtung besteht in dem verdrehten Erleben, dass dieses bloße Abbild – ein echtes Glas Wasser ist. Hier kommt alles Leiden her.

 

Erlebe also dieses Ich-Gefühl einfach als das was es ist. Ein Bild. Eine Erfahrung. Ein Erleben. Wenn du mehr Bewusstheit auf dieses Erleben lenkst und darauf achtest, diese Erfahrung von Moment zu Moment einfach als neutrale Erfahrung zu erleben, wird sich die unbewusste Interpretation: Dieses Ich-Gefühl ist mein eigenständiges Selbst-Sein – langsam auflösen.

 

Die erlebte Trennung zwischen Ich und Welt ist eine Illusion. Aber als Illusion ist sie real. Beobachte die Illusion bis du sie als das erkennst was sie wirklich ist. Das braucht in den meisten Fällen Zeit. Komm einfach immer wieder an diesen Punkt zurück.

 

Betrachte die Fata-Morgana bis du wirklich verstehst, dass sie keine echt Oase ist, sondern nur eine Luftspiegelung. Die Luftspiegelung hört damit nicht auf zu existieren. Aber deine falsche Interpretation hört auf. Das ist Erwachen. Schau genau. Lass deinen Blick dich nicht von deiner uralten Unbewusstheit trüben und verschleiern. Bleib wach!

 

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Du sprichst in Deinen Texten immer wieder von einem DU, das wahrnimmt. Ist das der sprachliche Rahmen, in dem wir uns bewegen müssen? Denn wer ist mit dem DU gemeint. Da ist doch kein DU mehr!??

 

Es ist wirklich schwierig. Immer wieder sehe ich, dass meine Erklärungen – gerade weil sie nur sprachlicher Rahmen sind – neue Unklarheiten schaffen. Aber nur dein Nachfragen kann diese Unklarheiten bereinigen. Gut, das du frägst.

 

Vor der Erleuchtung - nehme „Ich“ die Welt wahr. Ich bin eine wabernde Einheit aus Bewusstheit, Gefühlen, Gedanken und Körper. Ich stehe hier und nehme die Welt dort draußen wahr. Ich erlebe mich als existenziell verschieden von der Welt. Ich bin hier und die Welt ist dort. Und vor allem: Ich bin für mich eine eigenständige Einheit.

 

Nach der Erleuchtung wird die Welt noch immer wahrgenommen. Und Teil dieser Wahrnehmung darf auch ein Ich-Gefühl sein. Weder an der Fähigkeit der Wahrnehmung noch an dem Wahrgenommenen selbst ist irgendetwas falsch.

 

Die Illusion, dass es hier zwei Entitäten, zwei aus sich selbst heraus existierende, in ihrer Wurzel getrennte und verschiedene Wesen gibt und die sich auch noch unverbindbar gegenüberstehen – das ist die Nicht-Erleuchtung.

 

Das Ich-Gefühl, die Emotionen, die Gedanken, das was du als Bewusstheit erlebst – und auch die Blume, die Wand, das Glas, der andere Mensch – all dies ist einfach nur das, was gerade in „deinem“ Bewusstsein erscheint.

 

Die existentielle Trennung gibt es aber nicht. Das macht der Verstand. Das ist die Nicht-Erleuchtung. Diese Fehl-Interpretation willst du auflösen.

 

Wenn ich also in meinen Texten von einem DU spreche welches Wahrnimmt, so meine ich die erwachte Wahrnehmung im Unterschied zu der nicht-erwachten Ich/Welt-identifizierten Wahrnehmung.

 

Nach der Erleuchtung gibt es noch immer Wahrnehmung – aber niemanden mehr der sich existentiell als Verursacher oder Besitzer dieser Wahrnehmung erlebt.

 

Aber jetzt noch mal um ganz klar zu sein. ICH selbst habe in meinem Alltag ein Ich-Gefühl. Mag sein, dass es da draußen andere gab, welche kein Ich-Gefühl mehr hatten. Darum geht es aber nicht. Das ist nicht der entscheidende Punkt.

 

Wichtig ist einzig, dass DAS, was durch MEINE Augen sieht nicht ich bin. Ich – das ist einfach nur ein Gefühl. Ein Erleben welches in MEINEM Bewusstsein erscheint. MEIN Verstand hat verstanden, dass ICH nicht dieses Ich-Gefühl bin.

 

Alles klar?!

 

Ich wünsche dir, dass du so bald wie möglich aufwachst. Frage mich. Stelle all deine Fragen. Stelle sie immer und immer wieder bis es dir dämmert, bis es „klick“ macht. Bis du aufwachst zu DIR.