Erleuchtung gibt's nur Jetzt

Diese Zeilen habe ich erhalten:

 

Du hast doch vor 10 Jahren etwas begriffen oder besser gesagt es ist Dir etwas bewusst geworden. War es "nur" die Einsicht, dass alles schon da ist, dass alles perfekt ist? Dann geht es wirklich "nur" darum aufhören zu suchen?

Unglaublich!!! Wem wird etwas bewusst?? Krishnamurti hat immer gesagt "Erleuchtung von was??" Da ist doch im Grunde niemand. Erleuchtung existiert doch nur in unserem Ich-Bewusstsein.

 

Na ja, natürlich geht es nicht nur darum mit dem Suchen aufzuhören. Dann wären ja alle die, welche noch nie gesucht haben schon erleuchtet…

 

Sagen wir mal für den Moment, dass das „Problem“ aus zwei Teilen besteht.

 

Das Suchen ist ein Teil davon. Das Suchen, so wie wir es betreiben, ist vor allem eine weitere Aktivität. Ein Tun. Ein Mehr. Ein Zusätzliches. Und natürlich erscheint es uns nicht nur normal, sondern gar notwendig. Etwas zu tun, um etwas zu erreichen. Die Erleuchtung wird ja wohl kaum von alleine an unsere Tür klopfen. Also gehen wir los und klopfen auf jeden Stein, in der Hoffnung unter einem die Erleuchtung zu finden. Typisch menschliches Verhalten…

 

Aktivität an sich wäre ja kein Problem. Aber der Suchende hat ja ein Ziel. Er tut etwas um etwas zu erreichen. Und das ist zumindest Teil des Problems. Wie schon Buddha sagte, ist das Wollen keine gute Idee auf dem Weg zur Erleuchtung…

 

Ich denke mal, dass es am Ende gar nicht so schwer ist, zu verstehen, dass Suchen nicht hilfreich ist. Aber was bleibt dann? Einfach nur durch das Aufhören des Suchens wird wohl keiner Aufwachen. Was ist es dann? Mein lieber Brieffreund oben schreibt:

 

Du hast doch vor 10 Jahren etwas begriffen oder besser gesagt es ist Dir etwas bewusst geworden. War es "nur" die Einsicht, dass alles schon da ist, dass alles perfekt ist?

 

Ja, es ist mir etwas bewusst geworden. Und das muss es sein, was mich vom einfachen Ziegenhirten unterscheidet, der nicht sucht, oder einem Hund der nicht hofft. Aber was ist es bloß? Nun, es ist Bewusstheit. Ohne Bewusstheit ist es nichts. Aber auch da – meine alltägliche Bewusstheit ist nicht diese vollständige, hundertprozentige Klarheit einer spontanen Erleuchtungs- & Einheits-Erfahrung.

 

Meine Bewusstheit ist einfach gerade gut genug. Ich sage damit nicht, dass es nicht möglich wäre oder gar hilfreich wäre, klarer oder bewusster zu sein. Ich sage lediglich, dass es in meinem Fall ausreichend ist, gerade genug bewusst zu sein. Und ganz ehrlich – ich denke es wird auch für dich ausreichend sein.

 

Stell dir also vor, dass du aufhörst zu suchen. Einfach so. Für den Moment. Jetzt. Und dann sei dir deiner Selbst bewusst. Damit meine ich das für den Moment ganz unspezifisch: sei dir dessen bewusst, dass du als Wahrnehmender dieser Situation existierst. Also eine Art Ich-Bewusstsein.

 

Dieses Bewusstsein muss aber nicht kristallklar sein. Einfach gut genug. So schwankend und schwammig wie du es halt hinkriegst. Schau einfach immer wieder auf dich selbst. Vergiss dich nicht im Alltag. Verlier dich nicht vollständig im Außen. Nicht zu 100%. Im Gegenteil ist es evtl. sogar wichtig nicht allzu bewusst zu sein…

 

So, nun bist du also am Leben. Augen auf oder zu. Du bist. Du weißt sogar, dass du bist. Da ist im Moment ein wenig Bewusstheit. Du bist gerade nicht vollständig in einer Aktivität, Gedanken oder Tagtraum verloren. Weil du lebst, tust du etwas – aber ein wenig deiner Bewusstheit ist auch auf dich selbst gerichtet.

 

Und jetzt, da du einfach ganz normal bist und einfach nur ein wenig bewusst bist und dabei nicht suchst – versuche die Idee zu zulassen, dass dieser Moment – und dieser – und dieser – so unspektakulär normal, so völlig unspirituell wie er sich zeigt – alles sein könnte, was jetzt gerade ist – und notwendig ist.

 

Lass ich einfach halbwegs bewusst in jeden beliebigen Moment fallen. Nicht in der Meditationshalle. Nicht in Ekstase. Nicht um etwas zu erreichen, nicht um etwas zu erkennen. Einfach nur auf diesen Moment einlassen. So wie er eh schon ist. Ganz normal.

 

Und du siehst schon – das ist nicht das normale unbewusst Existieren der Masse. Da ist Bewusstsein beteiligt. Da ist eine Ausrichtung beteiligt. Da ist eine Anstrengung, sich nicht anzustrengen. Loszulassen und doch dabei zu bleiben.

 

Du fängst also einfach an, indem du das nicht mitten in der Arbeit, beim Reden oder Kochen versuchst, sondern in einem ruhigen Moment ohne allzu große Ablenkung. Bitte vergiss alle Erleuchtungshoffnungen. Alle Satoris oder Kenshos. Das ist alles nur mögliches Beiwerk – als Zustand.

 

Sei und sei bewusst. Schau und sei bewusst. Lass nicht zu, dass du in Gedanken verloren gehst. Wenn Gedanken kommen, so lass sie los. Höre ihnen nicht zu. Glaube ihnen nichts. Sie sind nur neurotische Geräusche. Identifiziere dich nicht mit dem was sie dir erzählen. Sei es gut oder schlecht.

 

Gehe über diese Erwartungen hinaus und sei mit dem was ist. Jetzt – und jetzt – und jetzt. SO WIE ES IST. Darin liegt die Lösung.

 

Unglaublich!!! Wem wird etwas bewusst?? Krishnamurti hat immer gesagt "Erleuchtung von was??"

 

Das „wem“ ist irrelevant. Es wird halt. Und ja – Krishnamurti hat natürlich recht. Aber versuch nicht, ihn zu verstehen. Selbst wenn du es tust – wäre es zuviel. Sei und sei und sei. Bewusst. Und liebe diesen unvollkommenen Moment. Denn er ist GOTT. Glaube keinem Gedanken. Verstehe – gerne auch vom Kopf her – dass dieser Moment alles ist was IST was existiert. Bleibe also HIER. Und hier. Und hier. Immer wieder hier.

 

Da ist doch im Grunde niemand. Erleuchtung existiert doch nur in unserem Ich-Bewusstsein.

 

Ja, Erleuchtung ist nichts als ein Konzept. Das Konzept eines Suchenden. Für mich, wie für einen Hund gibt es nur das Jetzt. Das Leben so wie es sich zeigt. Mein Er-Leben ist letztlich evtl. näher an dem eines Hundes als an deinem. Wieso? Wohl vor allem, weil ich einfach nicht viel Wünsche. Suche. Ich bin mehr wie der Hund im Frieden mit jedem Moment… Schön – nicht?! Und trotzdem habe ich eine Arbeit, eine Familie und immer wieder Stress. Das ist kein Widerspruch. Denn es ist dann einfach auch, was gerade ist…

 

Lieber Freund – es ist so einfach. Hör für heute einfach auf, mehr zu erwarten. Sei einfach mit dem zufrieden, was du schon hast. Jetzt. Wer behauptet denn, dass es nicht reicht? Die Gedanken. Versuch mal für eine Weile den Gedanken nicht zu zuhören. Sei einfach. Bewusst. Hier. So wie das Leben sich zeigt. Jetzt. Jetzt. Jetzt. Bewusst. Jetzt. Bewusst und lass deinen Geist und deine Psyche von diesem einfachen Sehen verändern. Heilen.

 

Ich wünsche dir, dass du so bald als möglich deinen Frieden mit dir und deinem Leben findest. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute.