Das Erleben der Trennung muss am Ende noch nicht mal aufhören...

Ich freue mich auch heute wieder Fragen beantworten zu können.

 

Hi Sascha,

mit der Übung und auch mit dem Überprüfen hackt es bei mir noch ein wenig. Das Gehirn nimmt zum Beispiel wahr, dass es eine Wahrnehmung gibt, so wie Gedanken über sich selbst nachdenken können, aber woher kommt die Sicherheit, dass da noch mehr ist, ohne wirklich mal bewusst tot gewesen zu sein ? Das ist wahrscheinlich das was du in "Die Grenze" meinst

 

Bei der Übung der Unterscheidung zwischen Ich und Nicht-Ich, also dem: „Ich bin nicht die Gedanken, welche von mir wahrgenommen werden“ usw., geht es letztlich nicht darum, diese Trennung einfach immer besser wahrzunehmen - sondern darum, zu erkennen, dass unser Erleben von Trennung neurotisch ist. Das Erleben der Trennung muss am Ende noch nicht mal aufhören.

 

So wie mit der Fata Morgana. Die Fata Morgana muss nicht verschwinden, wir müssen nur ganz klar und direkt erkennen, dass diese Erscheinung lediglich eine Erscheinung ist und eben keine „echte“ Oase.

 

Die Grenze liegt wirklich darin, dass wir dieses Begreifen, dieses „Aha!“ nicht erzwingen können. Du schaust und schaust und überprüfst unentwegt, bis die Realität immer klarer wird. Langsam oder schnell.

 

Dann weiß ich das, kann machen was ich will, aber die Welt bietet ja irgendwie nichts Besonderes. Kein Besser kein Schlechter, einfach nur sein. Ich hab das alles kapiert und jetzt ist mir eigentlich nur noch langweilig.

 

Ich komme bloß immer wieder zu dem Thema zurück weil du oder andere Erleuchtete den Eindruck machen, da gibt’s noch mehr, als diese nicht wirklich spannenden Zustände, was besseres, gleichzeitig kommt’s mir dann wieder so vor, dass Ihr genau damit aufgehört habt, was besseres zu suchen. Irgendwie verrückt.

 

Den einen wird erstmal langweilig. Andere werden erstmal etwas depressiv. Nach dem Motto: „Was ist denn jetzt noch der tägliche Sinn meines Lebens?!“ Aber das ist meist nur eine Übergangszeit. Wenn wir unsere alten neurotischen Muster nicht mehr glauben und leben können, wissen wir auch nicht mehr wer wir im Leben sind und was wir tun wollen/sollen.

 

Aber nach einer unbequemen Gewöhnungszeit drückt das Leben und die Anforderungen des Alltags wieder durch und bestimmen unseren weiteren Weg. Unser Leben ist dann weniger von neurotischen Ideen bestimmt und mehr vom täglichen Leben. Wasser tragen und Holz hacken…

 

Im Tiefschlaf oder in der Narkose ist aber doch auch das Absolute, das Gewahrsein weg? Und nicht mehr existent. Ist es damit nicht ewig?

 

Das Gewahrsein mag weg sein. Doch das Absolute ist immer einfach was ist. Das Gewahrsein ist mit dem Menschen und seinem Leben verbunden und damit wird es geboren – und damit muss es auch irgendwann sterben.

 

Ich finde das sehr toll, wie du darüber sprichst. Kannst Du denn auch paar Tips zu Kleinkindern geben und Erziehung aus der Sicht, die Du da einsehen kannst? Oder geht das ohne Erfahrung und Erkenntnis nicht.

 

Der Mensch im unterschied z.B. zu den Ameisen, hat die Fähigkeit, sich an sein Umfeld anzupassen. Das bedeutet auch, dass er von seinem Umfeld beeinflusst wird. Ob er will oder nicht. Der Chinese spricht deshalb Chinesisch, weil seine Eltern chinesisch sprechen.

 

Ich erziehe mein Kind genauso gut und schlecht wie alle anderen. Aber natürlich beeinflusst meine Erkenntnis auch mein Kind. Mein Blick auf die Welt, das Leben, ist offen und interessiert. Ohne allzu große Erwartungen und Ängste. Es gibt nichts wirklich Wichtiges zu Erreichen oder zu verpassen. Das Leben besteht vor allem aus den kleinen Dingen, den alltäglichen. Den Blumen am Wegesrand. Dieses Sehen wird ihn sicher beeinflussen.

 

Ich wünsche dir, dass du bald aufwachst aus deinem Schlaf.